Marinebauten in Kiel von 1888 bis 1914
07. 09. 2024 von – Uhr
„Bildende Kunst als Ausdruck politischer Zielsetzungen und technischen Selbstverständnisses von 1888 bis 1914“
Veranstaltungen mit Dr. Heinrich Walle, Bonn
Der Verein hat sein Domizil in der Maschinenhalle der ehemaligen „Technischen Marineschule“ in der Arkonastraße in Kiel-Wik.
Vor 111 Jahren, am 1. Oktober 1913, wurde diese Schule als „Ingenieur- und Deckoffizierschule“ eingeweiht.
Das Jubiläum ist Anlass genug für eine feierliche Würdigung, findet der Verein.
Der Militärhistoriker Dr. Heinrich Walle, Autor des Buches über Oskar Kusch, ist zugleich ein ausgewiesener Fachmann für Militärarchitektur und hat eine detailreiche Studie über die Bautätigkeit der Kaiserlichen Marine in Kiel vorgelegt.
In dem angekündigten Vortrag zeichnet Walle anhand zahlreicher Beispiele die Phasen der Marinebauten im genannten Zeitraum nach. Zur ersten Phase von 1865 bis 1888 zitiert er zum Bau der Marineakademie (jetzt Landeshaus) den Kieler Professor und Geheimen Regierungsrat Gustav Ferdinand Thaulow:
„Das will ich sagen, die Marineakademie des Deutschen Reiches muss ein majestätisches Gebäude sein, ein Gebäude wahrhaft schöner Architektur, das durch seine Form, seine äußere Gestalt sofort auf den ersten Anblick jedem imponiert und höchstes Wohlgefallen erregt. Geld genug ist ja vorhanden.“
Danach entfaltet Walle die detailreich die Entstehungsgeschichte und die architektonischen Feinheiten der damaligen Marineakademie, des heutigen Landeshauses. Er bezeichnet das „quaderförmige Bauwerk“ als einen „Monumentalbau von vierschrötiger Wucht“, der „das Fördeufer dominieren sollte“.
Es war das letzte und größte einer Reihe von Bauwerken, die die zunächst preußische, dann Kaiserliche Marine seit 1865 quasi als Solitäre ins Weichbild an der Förde setzte.
Erst mit den von 1902 bis 1915 in der Wik errichteten Marinebauten wurde, so Walle, „ein geschlossenes städtebauliches Ensemble geschaffen“, und Walle geht auf so gut wie jedes Gebäude in diesem Ensemble ein, darunter auch die Arrestanstalt, die später im NS-Staat durch die Kriegsmarine stark erweitert wurde und fortan als Marineuntersuchungsgefängnis ein unrühmliches Dasein führte.
War die Marineakademie (Landeshaus) das letzte Zeugnis einer historisierenden Bauweise, so trägt das Ensemble in der Wik deutliche Züge des Neobarocks und Jugendstils. Walle sieht kunsthistorische Erkenntnisse in einem militärgeschichtlichen Zusammenhang und stellt fest: „Man sah gerade in dem neuen Stil eine besondere Ausdrucksmöglichkeit für technisches Selbstverständnis und nationalen Geltungsanspruch. So sollte hier aufgezeigt werden, dass die Kaiserliche Marine bewusst moderne Kunst zur Vermittlung politischer Zielsetzungen und zum Ausdruck eines technischen Selbstverständnisses in den Jahren von 1902 bis 1915 eingesetzt hat.“
Ein besonderes Augenmerk schenkt Walle dem Jubilar des Abends, der 111 Jahre alten „Ingenieur- und Deckoffizierschule“ (später Technische Marineschule). Detailliert geht er dabei auch den Schmuckelementen nach, die die Fassade zur Arkonastraße zieren und erklärt uns die Botschaft, die sie bergen.
Er lobt das fortschrittliche Design und stellt es ins Verhältnis zur damals aufkommenden „ganzheitlichen Pädagogik“, der der neue Bau den angemessenen Raum gibt. Gerne zitiert er den Kieler Kunsthistoriker Hans-Günther Andresen, der Bauten wie diesen als „Schulschlösser“ bezeichnete.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten
Veranstalter
Maritimes Viertel - Kultur am Kanal e.V.
Arkonastr. 1
24106 Kiel
E-Mail:
www.maritimesviertel.de
maritimes-viertel.de
wik-kiel.de